Introducing
Flatlays von Lens-Aid
Kleiner Raum und große Ambitionen? Das soll sich mit ultradünnen Fotountergründen ganz lässig unter einen Hut bringen lassen. Ob’s klappt? Unsere Chefredakteurin Sarah hat den Praxistest gemacht
Liebe Delicat-Community,
einige von euch haben mich in unserer Academy-Ankündigung vor einigen Wochen schon kennengelernt. Für alle anderen kommt hier eine Vorstellung im Schnelldurchlauf: Ich bin Sarah, leidenschaftliche Food-Journalistin, redaktioneller Kopf bei delicat.io, einigermaßen chaotische Hobbyköchin – und ein relativer Food-Fotografie-Frischling (zumindest hinter der Kamera).
Wer, wie ich, noch nicht das Glück hat, sich in einem professionell ausgestatteten Fotostudio austoben zu dürfen, steckt recht häufig in der kreativ-logistischen Zwickmühle: Um abwechslungsreiche Bilder zu gestalten, ist ein nicht zu mickriger Fundus an Styling-Geschirr und Props nötig – den kriegt man mit Glück noch in ein Kellerregal oder den Küchenschrank gestapelt. Kniffelig wird es in puncto Platz mit rustikalen Holzuntergründen – leider genauso sperrig wie schön. Ich schätze die Menge an bemalten Holzbrettern (oder wahlweise massiven Megafliesen, auch sehr hübsch) mit Maßen von mindestens 60*80 cm, die man unbemerkt (oder wenigstens unbemängelt) im Büro des Ehegattens parken kann, auf etwa sechs Stück. Da scheint aus meiner persönlichen Erfahrung die natürliche Meckergrenze zu liegen (was ja schon recht großzügig ist).
Darüber hinaus braucht es platzsparendere, aber ähnlich schicke Lösungen. Auf der Suche nach eben solchen bin ich auf die Flatlays der Münchener Firma Lens-Aid gestoßen: wenige Millimeter dünn, gut verstaubar und in Deutschland gefertigt. Außerdem – so verspricht das Start-up auf seiner Website – wie gemacht für die Produkt-, Makro- und Food-Fotografie. Wie gut die Flatlays in der Praxis bestehen, haben wir für euch unter authentischen Anfänger-Bedingungen getestet.
Hinweis: Die Flatlays, die wir für den Test verwendet haben, wurden uns auf Anfrage freundlicherweise von Lens-Aid zur Verfügung gestellt. Es gab in diesem Zuge keinerlei Absprachen bezüglich des Testformats oder der Bewertung. Dennoch möchten wir an dieser Stelle transparent machen, dass wir den Beitrag mit Unterstützung in Form von Testprodukten erstellt haben.
Über 80 Designs zur Auswahl
Wer sich für Flatlays von Lens-Aid entscheidet, muss erst mal genau das tun: sich entscheiden. Mit über 80 Designs bietet der Onlineshop jede Menge Auswahl und passende Looks für allerlei unterschiedliche Settings. Superpraktisch finde ich, dass alle Flatlays beidseitig bedruckt sind – man kauft also nicht einen, sondern immer gleich zwei Unter- oder Hintergründe.
Apropos Unter- und Hintergründe: Die Produkte eignen sich natürlich – der Name verrät es ja schon – für die klassische Flatlay-Fotografie. Also Aufnahmen, bei denen Gegenstände (Schmuck, Uhren, Lebensmittel …) flach (flat) auf einem Untergrund drapiert und von oben aus der Vogelperspektive abgelichtet werden. Viele Gerichte kommen so perfekt zur Geltung – eine flache Pizza beispielsweise gewinnt selten, wenn man sie von vorne fotografiert. Manchmal eignen sich allerdings die Essperspektive (ca. 45-Grad-Winkel) oder eine Frontalansicht besser, um Bild und Essen mehr räumliche Tiefe zu verleihen oder wichtige Details ins Rampenlicht zu rücken. Für solche Fälle bietet Lens-Aid eine spezielle Halterung an, in die man die Flatlays als Hintergründe einspannen kann.
Da die Untergründe in der großen Ausführung (84*60 cm, alternativ gibt es Mini-Flatlays im Format von 42x59,4 cm, die aus meiner Sicht in der Food-Fotografie aber recht schnell an ihre Grenzen stoßen) auch noch ausreichend Spielraum für eine leicht schräge Perspektive bei engem Bildausschnitt bieten, habe ich mich entschieden, ohne die Halterung zu arbeiten, und die Flatlays „solo“ auf Herz und Nieren zu testen.
Der erste Eindruck
Meine Auswahl an Flatlays hat mich ganz entspannt auf dem Postweg erreicht. Die gerade mal 300 Gramm schweren Untergründe sind rollbar (sollten laut Hersteller nach der Lieferung aber flach gelagert werden) und bestehen aus Papierwerkstoff, der mit einer Spezialbeschichtung versehen wurde. Das Material ist flexibel und abwischbar (dafür gibt’s von der kleckernden Koch-Chaotin sofort einen Extrapunkt!). Die Drucke imitieren verschiedene Stein- und Holz-Optiken (daneben gibt es einfarbige Ausführungen, die z.B. für Produktfotos geeignet sind).
Mein erster Eindruck: Das Superleicht-Gewicht und die modernen, vielfältigen Designs überzeugen. Es macht sich allerdings dann doch etwas Skepsis breit, ob ein bedrucktes Stück Papier am Ende wirklich mit der heißgeliebten Optik eines Holzuntergrunds mithalten kann. Um das zu klären, hilft nur eins: Auf in den Praxistest!
Das Test-Setting
Geshootet wurde unter einfachsten Bedingungen: bei Tageslicht auf dem Esstisch. Ich habe mich für zwei Flatlays (à 2 Seiten) entschieden, um a) zu testen, wie gut die Struktur der Drucke in verschiedenen Farben auf dem Foto zur Geltung kommt, und b) zu probieren, wie schnell man für ein und dasselbe Rezept mit wenigen Props und Handgriffen einen neuen Look kreieren kann.
Mein Model war – auf Wunsch meines ostwestfälisch-verwurzelten Mannes und als kleine Wiedergutmachung fürs Holzhintergrund-im-Büro-Geparke – lippischer Pickert. Eine Art Riesen-Blini aus Hefeteig mit Kartoffeln und Rosinen, der in seiner Heimat mit reichlich Butter und Rübenkraut serviert wird.
Das ganze Rezept gibt’s hier: Lippischer Pickert mit Rübenkraut von Sarah Eden • Delicat.io
Tatsächlich zeigt sich ziemlich schnell, dass die ultraleichten Papier-Flats von Vorteil sein können, wenn man beispielsweise unter Zeitdruck steht oder bei einem Kunden-Shooting spontan umgebaut werden muss: Es macht schon einen Unterschied, ob ich dicke Holzbretter von A nach B wuchte – oder nur mal kurz ein Flatlay tausche bzw. wende. Nur fix noch Teller, Schälchen und Servietten getauscht, schon steht das neue Set.
Auch das dicke Plus auf dem Platzkonto liegt auf der Hand: Wenn ich an einem Tag sechs oder acht verschiedene Untergründe benötige, kann ich die Flatlays bis zu ihrem Einsatz selbst im kleinsten Kämmerlein problemlos griffbereit verstauen.
Am Ende zählt aber natürlich – da sind sich sicher alle Food-Fotografie-Verliebten einig – einzig und allein das Bild. Was uns zurück zur Frage führt: Wie realistisch wirken die Flatlays?
In der Unschärfe, die ja auf vielen Foodfotos wenigstens im Hintergrund besteht, erkennt man erwartungsgemäß keinen Unterschied zu massiven Untergründen. Überraschend gut wirken die gedruckten Absplitterungen und Unebenheiten bei den ausgeprägteren Motiven (in meinem Fall rosa & blau) aber auch noch, wenn man etwas mehr Schärfe in den Vordergrund legt. Die hell- und dunkelgrauen Designs, die ich für das Test-Shooting verwendet habe, kommen optisch tatsächlich etwas „flacher“ daher und erzeugen einen cleaneren betonartigen Look, der – je nach Motiv natürlich auch seinen Charme haben kann.
Also nur noch flexible Flatlays statt schwerem Holz und Fliesen? Nicht gleich übertreiben! Manche Foodfotos leben von einer detailverliebten Schärfe, auf der jeder Kratzer im Lack, jede Farbnase und auch das kleinste Wurmlöchlein zu erkennen sind. Das kann kein noch so guter Druck jemals ersetzen.
Aber nicht immer muss und möchte man einen solchen Look erzeugen: Für Bilder, die keine absolute Tiefenschärfe verlangen, sondern – genau im Gegenteil – eher mit einem schummrigen Bokeh punkten, sind die Flatlays aus meiner Sicht eine tolle platz-, zeit- und kraftsparende Alternative. Gerade für Anfänger spielt außerdem der Kostenfaktor eine Rolle. Der kann bei Holzuntergründen (zwar völlig zurecht, aber dennoch happig) durchaus bei 150/200 Euro und mehr liegen. Wer noch nicht weiß, wohin die eigene Reise geht, kann sich mit den günstigen Flatlays (ca. 20 Euro pro Stück) vielseitig ausprobieren, ohne gleich ein kleines Vermögen zu investieren. Denn auch in der Food-Fotografie gilt der zeitlose Satz: Übung macht den Meister!